Marthe Robin

 

Vortrag von Père Bernard Michon im Foyer de Charité „Haus am Sonntagberg“
13. Juni 2009

Monseigneur, ich danke Ihnen sehr, dass sie mich bei sich empfangen. Und auch Dir, Pater Ernst, danke ich, dass Du mich hier im Foyer de Charité „Haus am Sonntagberg“ empfängst. Und ich möchte alle und jeden einzelnen aus ganzem Herzen grüßen. Gestern Nachmittag bin ich hier mit  Sophie angekommen, die mit mir aus Châteauneuf hierher mitgekommen ist. Und zunächst haben wir einen schönen Moment im Dom in St. Stephan in Wien verbracht. Und dann hat uns seine Eminenz Kardinal Schönborn sehr freundlich und sehr einfach empfangen. Und ich habe mich erinnert, als er in Châteauneuf war im Jahr 2002, wo er seinen großen Wunsch zum Ausdruck gebracht hat, ein Foyer de Charité zu haben. Und deswegen war ich sehr froh, dieses Abendessen mit ihm zu verbringen. Wir sind sehr verbunden mit der Kirche und mit den Bischöfen, den Nachfolgern der Apostel.

Ich werde jetzt zu euch über Marthe Robin sprechen und zwar aus meinem Herzen. Es gibt schon Bücher, die ihr Leben darstellen. Zuerst will ich euch ein bisschen sagen, was sie für mich ist. Zunächst möchte ich euch sagen, dass sie eine Frau ist, die ganz einfach zu sein scheint, aber sehr wenig so wie die anderen ist. In einem zweiten Schritt, Marthe, die als Christin ihre trinitarische Taufe wirklich bis auf den Grund lebt. Und ich möchte abschließen mit einigen Worten über das Leben, wo ich mir wünschen würde, dass ihr das eine oder andere behalten könntet.

  1. Kapitel: Marthe Robin – was sie für mich ist

Marthe also eine Frau, die keine gewöhnliche Frau ist und doch ganz einfach zu sein scheint. Das ist die erste Sache, die von allen, die sie lang gekannt haben, betont wird, ihre Einfachheit. Ein Haus, ein Bauernhaus, eine Küche, wo man sich um den Tisch herumsetzt. Ein Herd, wo man kocht und sich auch wärmt, wenn man friert. Eine alte Wanduhr, die tick tack macht. Eine Katze, die vorbeigeht und sich niedersetzt. Eine ganz einfache Landschaft, mild und hügelig. Eine Gegend, wo es viel Wind gibt, wo man oft die Fenster zumachen muss, damit es nicht zieht. Und Ihr geht in ihr Zimmer. Und man könnte fast sagen, eine Kinderstimme, die dich mit ihrem Herzen empfängt.

Ein Beispiel: Ich komme sie im April besuchen. Ich war seit dem Jahr davor nicht da gewesen. Ich komme hinein und sie sagt mir: Gutes Neues Jahr. Ich werde ihnen meinen ersten Besuch erzählen. Ich war ein junger Professor im Seminar. Natürlich dachte ich, sie würde über die Seminaristen mit mir reden. Und mir vielleicht Ratschläge geben. Es war eine sehr bewegte Zeit. Es war im Jahre 1972. Ein großer Schmerz, viele Priester in dieser Zeit haben ihren Dienst verlassen. Und deswegen habe ich diese Begegnung etwas gefürchtet und mich gleichzeitig auch gefreut. Aber fast durch eine Stunde hindurch haben wir über meine Familie gesprochen, vor allem über meine Eltern. Wir haben eine Stunde geschwätzt über meine Eltern. Wie mein Vater gern auf den Feldern gearbeitet hat. Und was sie bei ihm geschätzt hat, war, dass er gut zuhören konnte. Meine Mutter, eine Frau, die ihr Haus gut beieinander hatte. Und es gibt immer viel Arbeit in einem Haus und in einem Bauernhof. Und sie hat uns gut erzogen, so dass wir immer aufgepasst haben auf die Dinge, aufmerksam waren bei der Arbeit und auf die Personen. Unsere Mutter hat ein schönes Zeugnis des Gebetes gegeben. Und dann hat Marthe mit mir über das Dreschen gesprochen, wenn die Dreschmaschine da ist, um die Ernte, den Weizen, zu dreschen. Damals waren 15 Leute gekommen, um zu arbeiten. Und meine Mutter ist vielleicht um zwei Uhr früh aufgestanden, um alles vorzubereiten, das Fleisch, das Essen, die Jause. Und um 6Uhr früh ging die Dreschmaschine los. Und was macht unsere Mutter um halb sieben? Sie verschwindet, um in die Messe zu gehen. Aber es sind 15 Männer zu hause. Aber für sie ging die Messe vor allem anderen vor. Noch dazu war an dem Tag der 8. September. Und Marthe war zufrieden und hat meine Eltern bewundert. Und ich habe mir gesagt, aber wie kennt sie sie? Sie sind nie nach Châteauneuf gekommen. Und ich war das erste Mal da. Ich habe ihr nie geschrieben. Und Marthe kannte all diese Details. Das ist erstaunlich. Und nach einer gewissen Zeit sagt sie: dieser Tag ist ein großer Tag für sie und ihren Papa. Tatsächlich war genau an diesem Tag vor einem Jahr mein Vater gestorben. Und Marthe konnte über diese Dinge ganz einfach sprechen. Eine außerordentliche Frau unter ganz einfachem Anschein. Es gäbe viele andere Zeugnisse.

Vielleicht noch das Zeugnis dieses Schweizer Priesters, der mehrere Monate in China im Gefängnis war. Und nachdem er frei gelassen wurde von seinem Gefängnisaufenthalt in sehr schlechtem und geschwächtem Zustand,  ist er nach Châteauneuf gekommen. Und mit Marthe haben sie angefangen, über sein Gefängnis in China zu sprechen. Schnell war er sehr überrascht, sie machte den Anschein, alles zu kennen. Nicht, um alles zu erzählen, sie hat alles in ihrem Herzen begriffen. Und er hat inne gehalten und gesagt: Marthe, wie wissen Sie das alles? Schweigen. Nach einem Moment sagt sie ein Gebet und das Gespräch geht weiter. Und sie sprechen beide über all das, was er in seinem Gefängnis in dieser Gefängniszeit verstanden hat. Und er hört auf zu sprechen. Und er sagt, Marthe. wie wissen Sie das alles? Und sie antwortet: Jesus gibt mir die Gnade, ihn jede Woche in die chinesischen Gefängnisse zu begleiten. Marthe, eine außerordentliche Frau unter ganz einfachen Umständen, ganz gewöhnlich.

Jetzt möchte ich ihnen ein paar Worte über die Foyers de Charité sagen. Nur mit einem Wort, das Sie im ersten Petrusbrief finden. Die Foyers de Charité sind für die Wiedergeburt, Wiedererneuerung. Eine neues Geborenwerden, wie Nikodemus, wieder geboren werden. Das setzt eine neue Geburt voraus. Und eine Geburt geschieht in Schmerzen. Aber in der größten Hoffnung, denn es handelt sich um die Geburt eines neuen menschlichen Wesens. Ich glaube, dieses Wort Neugeburt, Neuentstehen fasst die Berufung der Foyers de Charité zusammen. Versuchen wir, das ein bisschen zu präzisieren. Die Foyers de Charité sind für die Wiedergeburt, für das Neuentstehen der Personen. Denn alles beginnt im Inneren. Und das stimmt ganz überein mit dem Wort Gottes. Schon der Prophet Jeremias hat gewusst, dass das Herz des Menschen krank ist. Die Wiedererneuerung der Personen. Und deswegen ist das die große Gnade in den fünf Tagen der Exerzitien. Nicht einfach nur, um die Religion besser zu kennen. Nicht einfach nur, um ein bisschen besser zu beten in fünf Tagen, nicht nur, um einmal nachzudenken in einem sonst überaktiven Leben. Es ist eine innere Erneuerung.

Das Neugeborenwerden der Personen und dann das Neuentstehen der Familien. Und da sind die Foyers wie eine Medizin für viele Übel und Unglücke in den Familien. Denn die Familie ist die Basiszelle in der Gesellschaft. Und deswegen erneuern die Exerzitien die Beziehungen zwischen den Ehegatten, zwischen den Kindern und den Eltern, ohne die Großeltern zu vergessen. Drittens: die Foyers de Charité sind da für die Erneuerung, für das Neuentstehen der Pfarreien. Für mich, für Marthe ist die Pfarre nicht zuerst eine verwaltungstechnische Einheit. Die Pfarre ist eine kleine Kirche. Im griechischen: eine Ecclesia.

Und seit der Apostelgeschichte kennen wir die vier Säulen jeder Kirche: Sie hielten fest an der Lehre der Apostel, an der geschwisterlichen Gemeinschaft, am Brechen des Brotes, d. h. die Eucharistie, und sie hielten fest an den Gebeten. Denn die Gebete sind unerlässlich, damit die Eucharistie uns nähren kann. Das Gebet ist unerlässlich, damit die Eucharistie uns nährt und dass wir in der geschwisterlichen Einheit leben. Die Gebete, das Brechen des Brotes, die Gemeinschaft: so sind wir treu und halten fest an der Lehre der Apostel, und das ist es, was die Kirche ausmacht.

Vierte Erneuerung: Das Neuenstehen der Völker. Ich möchte es wagen, über eine politische Dimension bei Marthe zu sprechen. Und ich nehme dabei den etymologischen  Sinn des Wortes Politik. „Polis“, die Stadt, ist das gemeinsame Leben in der Öffentlichkeit. Die „Polis“ ist das Gemeinwohl, das was Euch, Österreichern, gemeinsam ist. Deswegen hat Marthe viel für ihr Land gebetet. Sie hat viel für Frankreich gebetet. Aber das heißt nicht, dass Frankreich über den andern Ländern steht. Das heißt, dass Frankreich ein Land, ein Volk, eine Nation ist. Und das Neuentstehen ist nicht nur die Neugeburt des einzelnen Individuums, sondern auch des Gemeinwohls. Euer Gemeinwohl, ihr Österreicher. Das geht zum Teil über Eure Geschichte. Und durch die symbolischen Orte wie diesen hier. Die Foyers de Charité sollen Eure historische und kulturelle Stärke neu beleben und zu einer Neugeburt bringen. Das ist nicht neu. Denkt an das Matthäus-Evangelium, an das Wort Jesu am Ende des Matthäus-Evangeliums. Allerdings unter der Bedingung, den griechischen Text gut zu übersetzen. „Alle Nationen, macht daraus Jünger“. Das heißt, in den Augen Jesu ist jede Nation ein Jünger. Das ist der Sinn des Gemeinwohls. Die Foyers de Charite sind für die Erneuerung, für die Wiedergeburt, für das Neuentstehen der Völker, der Nationen. Damit das österreichische Volk ein Jünger wird, ein Jünger Jesu. Daher diese Notwendigkeit der Erneuerung. Daher die politische Dimension und auch gleichzeitig die Dimension der Verkündigung dieses Foyers, das erste in der deutschen Sprache.

2.    Kapitel: Marthe, eine Christin, die bis auf den Grund ihre trinitarische Taufe lebt.

Fangen wir mit dem Ort an. Wenn ihr eines Tages nach Châteauneuf kommt, dann werden wir Euch einladen, das Taufbecken zu besuchen, wo Marthe getauft wurde. Ihr werdet überrascht sein. Ihr tretet ein in eine Kirche aus dem 19. Jahrhundert Sie hat nichts Besonderes an sich und man wird Euch einladen, auf die linke Seite zu schauen und was werdet Ihr sehen? Ein kleines Weihwasserbecken, ganz klein, man kann es nicht kleiner machen und in diesem ganz kleinen Weihwasserbecken wurde Marthe am 5. April 1902 getauft und ihre Taufe wird in ihr ein dreifaltiges Leben entfalten. Ich möchte Euch etwas anvertrauen, aber behaltet es für Euch: Ich bin überzeugt, dass eines Tages Marthe Kirchenlehrerin sein wird für das dreifaltige Leben.

Père Finet, der Gründer, hat immer gesagt, die Foyers de Charité sind da, damit die Leute die Vaterschaft Gottes wiederentdecken. Aber Zugang zur Vaterschaft Gottes hat man nur über den Sohn, über Jesus. Und der Zugang zum Sohn auf den Vater hin geschieht über die Liebe, die beide verbindet. Marthe ist zuerst eine Person, eine Frau, eine Christin, die viel, viel gebetet hat. Ganz klein geht sie in die Schule, sie hat ihren Rosenkranz in der Tasche. Sie betet ihren Rosenkranz. Vielleicht noch besser, sie spricht mit der Heiligen Jungfrau. Das ist kein Formelgebet, es ist ein Gebet als Öffnung des Herzens. Aber eine ständige Öffnung des Herzens. Der hl. Paulus verlangt von den Thessalonikern, ohne Unterlass zu beten. Marthe kennt noch nicht den heiligen Paulus, aber sie betet schon ohne Unterlass. Und sie betet auch in der Nacht. Und sie betet, wenn sie leidet. Dazu sind wir nicht imstande. Aber wir werden bald sehen, wer sie gelehrt hat, sogar im Leiden zu beten. Das ist vielleicht das erste Bild von ihr als Getaufte, von dem ich gerne möchte, dass Ihr es von ihr im Herzen behaltet: Marthe als Frau, die betet.

Eines Tages sagt sie: “wenn es etwas Besseres gäbe, als das Gebet, dann hätte es uns unser Herr gelehrt. Aber er hat uns das Vater Unser gelehrt“ und sie fügt hinzu: Das Vater Unser, so kurz und so vollständig. Wenn ich den Exerzitienteilnehmern das Vater Unser erkläre, dann bewundere ich am meisten, dass es das Gebet Jesu ist. Wir treten ein in das Gebet Jesu zu Seinem Vater. Gebt darauf acht. So als ob wir eintreten würden in die Seele Jesu, in seine Seele als Sohn, und seine Sohnseele ist immer ausgerichtet auf den Vater. Von Ewigkeit her, denn Er ist das Wort. Aber auch in seiner Menschheit, seit dem 25. März, im Schoß der Jungfrau Maria. Folglich treten wir im Vater Unser in die Seele Jesu ein, die ausgerichtet ist, hin geordnet auf den Vater. Das ist das mystische Leben von Marthe. Das ist ein Wort, das wir neu entdecken müssen. Auf Französisch ist das Wort mystisch im Allgemeinen verbunden mit mystischen Phänomenen. Das ist der kleinste Sinn des Wortes Mystik. Aber mystisch hat einen sehr großen Sinn, einen trinitarischen Sinn. Mystisch bedeutet trinitarisch. Die Mystik von Marthe ist, dass sie in Jesus ist. Und Jesus ist ausgerichtet zu Seinem Vater hin, um den Plan Seines Vaters zu erfüllen, d.h. das Heil der Welt. Und diese Bewegung, dieses Herz Gottes, ist der Heilige Geist. Deswegen ist das mystische Leben von Marthe ganz auf die Dreifaltigkeit hin ausgerichtet. Und diese dreifaltige Gnade geht uns allen voran hier an diesem Ort.

Noch ein Wort zu ihrer Liebe zur Kirche. Einerseits die Ortskirche, ihre Pfarre, wo sie das Sakrament der Firmung empfangen hat, wo sie die Erstkommunion empfangen hat, aber das sind auch die Priester und ihr Bischof, aber es ist auch die Weltkirche. Marthe hat immer viel gebetet für die Priester und für den Heiligen Vater. Etwas, was ich euch anvertrauen möchte: Marthe hat das an einen von uns in Châteauneuf gesagt. Das Gespräch ging um Paul VI. Man sprach so über Paul VI., einige waren ein bisschen dagegen, einige dafür. Und so halblaut hat Marthe hinzugefügt: „Als Paul VI. im Himmel angekommen ist,  ist die Jungfrau Maria niedergekniet“. Also, Marthe  hat viel gebetet für die Priester, für alle Priester. Besonders für die, die in Schwierigkeiten sind. Wie sehr hat sie sie geliebt. Aber mit einer menschlichen Liebe. Oft hat sie ihnen gesagt, sie müssen sich einfach ausruhen, auftanken. Und sie betet auch für die Bekehrung der Priester. Ihr habt gehört, für die Bekehrung der Priester. Und dann betet sie auch für ihre Heiligung und für die Wirksamkeit ihres Dienstes. Das habe ich sehr gerne, die Wirksamkeit im Apostolat und für die Evangelisation. Marthe betet für die Priester, für die Wirksamkeit ihres Dienstes.

Hier ein Dialog, den sie mit einem Priester geführt hat. Dieser Priester hat 10 Jahre oder so sehr weit von der Kirche und sogar vom christlichen Glauben entfernt gelebt. Nach einer christlichen Erziehung hat er alles fallen lassen. Er hat studiert und ist Ingenieur geworden. Die Religion war seine letzte Sorge. Und eines Tages kommt er zu Marthe. Und Marthe hat ihn zuerst auf sich selbst zurückgeworfen, damit er einmal über sich selbst nachdenke. Und er ist ein bisschen wie vor den Kopf geschlagen weggegangen. Aber mehrere Monate lang hat das nachgewirkt und schön langsam hat er sich bekehrt. Und auf diesem Weg hat er sich Fragen gestellt und über das Priestertum nachgedacht. Und hat dabei über sich selbst gelacht. Weil er ganz bestimmt nie darüber nachgedacht hatte, Priester zu werden. Und die Jahre vergehen und er kommt wieder zu Marthe und sie sprechen über das Konzil. Und diese Worte von Marthe werde ich euch jetzt weiter geben. Sie sind eine wunderbare Katechese für die Kirche. Und gleichzeitig können sie nicht einfacher sein. Diese Worte, die ich euch zitiere, sind authentisch. „Jeder hat seinen Platz in der Kirche. Und es ist notwendig, dass jeder an seinem Platz ist. Die einen nicht ohne die Anderen. Aber immer die Einen mit den Anderen. Und nicht die Einen so wie die Anderen. Das Konzil, das ist heute.“ Ich wiederhole: „Jeder hat seinen Platz in der Kirche. Und es ist notwendig, dass jeder an seinem Platz ist. Die Einen nicht ohne die Anderen. Aber immer die Einen mit den Anderen. Und nicht die Einen so wie die Anderen. Das Konzil, das ist heute“.

 Ich beende dieses Kapitel, indem ich Euch sage, dass der Herr Marthe ein neues Werk anvertraut hat. Mit einem Priester, dem Père Finet. Und der Eine nicht ohne den Andern. In den Foyers de Charité, Marthe nicht ohne den Père Finet und der Père Finet nicht ohne Marthe und der Eine nicht so wie der Andere. Sie waren beide sehr unterschiedlich. Und nicht der Eine über dem Andern. Darüber werden wir am Nachmittag sprechen. Dieses Werk heißt Foyer des Lichtes, der Hingabeliebe und Gottes, der die Liebe ist.

Zusammenfassung: Ich möchte euch gerne einige Worte, einige Worte des Lebens von Marthe geben. Zuerst ein Gebet unter Tausenden von Marthe: „Mein Gott, mach mich so, wie du mich haben willst. O mein Gott, mach mich, mach, dass ich werde so wie Du mich willst. O mein Gott, mache, dass ich so werde, wie du mich willst“. Ich lade euch ein, die Augen zu schließen. Und bei Euch zu Hause, im Auto, wenn ihr steht, wenn ihr die Augen fünf Minuten vor eurem Computer schließen könnt, noch viel mehr, wenn ihr in eine Kirche eintreten könnt, so wie wir gestern im Stephansdom waren, mein Rat: Wiederholt zwanzig, fünfzigmal dieses Gebet: „O mein Gott, mach, dass ich so werde, wie Du mich willst“.

Ein Rat jetzt für die Eltern. Für die Erziehung der Kinder, der Jugend. Wir haben in der Tat in Châteauneuf drei Schulen. Und Marthe hat den einen oder anderen Rat geben können. Stellt Euch einen Professor vor, der vor sich 60 vierzehnjährige Buben hat. Und 50 Minuten lang muss er ihnen eine religiöse Unterweisung geben. Das ist nicht leicht. Also dieser Professor kommt zu Marthe und bittet um einen Rat. Schweigen. Marthe sagt zu ihm: „Lesen Sie ihnen das Evangelium vor. Es wird viele geben, die es nachher nicht mehr aufmachen. Lesen Sie ihnen das Evangelium vor“. Und nach einem Moment: „und formen Sie das Gewissen der Jugendlichen“. Anders gesagt, nicht nur die Intelligenz des Glaubens, sondern die Geradheit des Herzens. Warum ist das Gute das Gute? Warum ist das Böse das Böse? Es ist unerlässlich, die Gewissen zu bilden. Um geradeaus zu gehen und ein Zeuge zu sein. Lest das Evangelium und bildet die Gewissen.

Andere Begebenheit: Ein junges Ehepaar, fast noch auf Hochzeitsreise. Ich glaube, sie waren seit einem Monat verheiratet. Sie kommen zu Marthe. Sie kennen sie gut. Sie sind schon zu Exerzitien gekommen. Sie hatten ihr etwas ganz unendlich Delikates anzuvertrauen. Es war ihre eigene Intimität eines jungen Ehepaares. Sie hat irgendwie überhaupt keine Sehnsucht nach dieser körperlichen Vereinigung gehabt. Also haben sie von Marthe einen Rat erbeten. Schweigen. Und Marthe sagt ihnen: „Aber gebt euch einer dem andern. Die Liebe ist eine Selbsthingabe. Aber gebt euch eine dem andern. Die Liebe ist eine Gabe seiner selbst“.

Anderer Ausspruch: Im Süden des Departements, im Süden der Diözese Valence gibt es ein Kloster. Dieses Kloster ist alt. Es stammt aus dem 11. Jahrhundert. Von dort kommen die Mönche von Tiberine her, die in Algerien ermordet worden sind. Das ist lange her. Die Gemeinschaft der Mönche hat einen neuen Abt gewählt. Dieser Abt ist einer der jüngsten. Und vor sich hat er jetzt eine Gemeinschaft von zahlreichen Mönchen. Und sehr verschieden. Also ist er beunruhigt. Wie kann er Abt dieses Klosters werden? Er kommt zu Marthe und bittet sie um Rat. Schweigen. Und Marthe sagt zu ihm: „Machen Sie Männer aus ihnen und der liebe Gott wird den Rest machen“. Erstaunlich, erstaunlich. Machen Sie Männer aus ihnen. Fangen wir an mit der Lehre über den Menschen.

Die heilige Jungfrau: Marthe sagt, das ist die Mama, man kann Sie um alles bitten. Sie ist die Mama, man kann Sie um alles bitten. Jesus ist mein Freund, Er ist mein Gott, Er ist mein Alles. Man kann von Marthe sagen, sie ist verrückt von Liebe für Jesus. Verrückt von Liebe. Warum? Denn Gott ist der Erste, sagt sie, der uns bis zum Wahnsinn liebt. Das Motiv ist theologisch. Das sind nicht nur Gefühle. Sondern die Gefühle sind die Konsequenz einer Seelenintimität. Es ist der Glaube, es ist die Mystik, die Marthe zeigt, dass Gott uns bis zum Wahnsinn geliebt hat. Also als Konsequenz dieser Liebe Gottes für uns, war Marthe verrückt vor Liebe für Jesus.

Letztes kleines Wort: Wir sind in Burundi, vor ungefähr 20 Jahren. Es hat schreckliche Massaker gegeben zwischen zwei Stämmen. Die Bischöfe sind gedemütigt. Denn selbst die Christen sind in diese Massaker eingetreten und haben daran teilgenommen. Also wollten die Bischöfe, dass es einen Ort der Versöhnung gibt. Also haben die Bischöfe dieses Wort in ihrem Herzen und oft auf ihren Lippen. Wir brauchen einen Ort, eine Gnade, eine Gemeinschaft der Versöhnung. Also wollen sie ein Foyer de Charité. Für die Versöhnung. Und sie bestehen darauf, für die Versöhnung. Reaktion von Marthe, indem sie sich an die zukünftigen Mitglieder dieses Foyers richtet: „Ihr werdet nicht darüber sprechen, ihr werdet es sein“. Danke.